Der Sauerstoff ist, nicht nur für uns Menschen, eines der (überlebens-)wichtigsten chemischen Elemente. Dennoch wissen die meisten kaum etwas über den Sauerstoff.
Oder wussten Sie warum medizinischer Sauerstoff strengen gesetzlichen Auflage unterliegt und es bei dauerhafter Anwendung von hochprozentigem Sauerstoff zu ernsthaften Nebenwirkungen kommen kann?
Historisches
Da das Gas farb-, geruch- und geschmacklos ist, war die damit verbundene sichtbare Erscheinung des Feuers, von der Steinzeit bis über das Mittelalter hinaus, für den Menschen eine unerklärliche, übermenschliche Gabe. Bereits Naturphilosophen der Antike und Chemiker des Mittelalters machten sich über das Wesen des Feuers Gedanken und vermuteten, dass es ein Grundstoff der Elemente sei. Erst der deutsch-schwedische Apotheker und Chemiker Carl Wilhelm Scheele entdeckte den Sauerstoff im Jahr 1772 beim Erhitzen von Braunstein mit konzentrierter Schwefelsäure. Dabei erhielt er farbloses Gas, welches Verbrennungen förderte: Sauerstoff.
Unabhängig von Scheeles Feststellung konnte der Engländer Joseph Priestley 1774 durch Erhitzen von Quecksilberoxid Sauerstoffgas herstellen. Während der Brite seine Erkenntnis noch im selben Jahr publizierte, veröffentlichte Scheele sein Buch „Chemische Abhandlung von der Luft und dem Feuer“ erst 1777.
Sauerstoff in unserer Umwelt
Sauerstoff ist das häufigste und am weitesten verbreitete Element auf der Erde. Es kommt sowohl in der Luft, mit einem Volumenanteil von etwa 21%, als auch im Wasser vor. Selbst in unserem Sonnensystem ist es mit 0,8% das dritthäufigste Element.
Auf der Erde wird es laufend von Pflanzen nachproduziert und gleichzeitig von Tieren, Menschen und vielen Bakterien für die Energiegewinnung verbraucht. Der Sauerstoff wird dabei im Rahmen der Atmungskette wieder zu Wasser reduziert. Ohne diesen biologischen Kreislauf würde der relativ reaktionsfreudige Sauerstoff nur in Verbindungen vorkommen.
Die Pflanzen stellen bei der Fotosynthese aus Kohlenstoffdioxid (und Wasser) mit Hilfe von Sonnenlicht Sauerstoff und Kohlenhydrate her. Den Sauerstoff benötigen die Tiere und Menschen zum Atmen. Über die Atmungsorgane gelangt er in die Blutbahnen und von dort zur Muskulatur und den Organen. Beim Atmungsprozess in den Zellen werden die Kohlenhydrate zur Energiegewinnung mit Hilfe des Sauerstoffs wieder zu Kohlenstoffdioxid oxidiert und abgeatmet.
Sauerstoff für den menschlichen Körper
Allein der menschliche Körper besteht, bei einzelner Betrachtung der Bioelemente, zu 63% aus Sauerstoff. Allein in Ruhe benötigt das Gehirn etwa 20%, die Muskulatur ca. 18% und das Herz etwa 14% an Sauerstoff. Während der Verdauung werden etwa 24 bis 30% im Verdauungstrakt, bei gleichzeitig erhöhtem Sauerstoffbedarf am Herzen, benötigt. Wenn nun noch eine sportliche Aktivität während der Verdauung (Verdauungsspaziergang, Schwimmen) hinzukommen und ein erhöhter Sauerstoffbedarf von der Körpermuskulatur angefordert wird, kann es zur Überlastung kommen. Folgen davon können, je nach Allgemeinzustand der betroffenen Person, zu Herzinfarkt, Kreislaufkollaps, Konzentrationsschwierigkeiten uvm. kommen! Deshalb sollte man nach der Einnahme von viel Nahrung erst einmal ruhen und später wieder aktiv werden.
Medizinischer Sauerstoff
Medizinischer Sauerstoff gilt schon länger in der Schweiz als Fertigarzneimittel im Sinne des Heilmittelgesetzes (HMG). Mittlerweile gilt dies auch für Deutschland. Die direkte Abgabe von medizinischem Sauerstoff in Deutschland beschränkt sich also, auf medizinische Fachpersonen. Privatkunden werden entsprechend ihrer ärztlichen Verordnung oder im Rahmen eines globalen ärztlichen Versorgungsauftrags beliefert.
Verwendung
Medizinischer Sauerstoff wird in unterschiedlichen Bereichen verwendet wie beispielsweise in der Notfallmedizin, bei Krankheiten mit einem schweren chronischen Sauerstoffmangel im Blut (Sauerstoff-Langzeittherapie) oder auch bei Cluster-Kopfschmerz.
Nebenwirkungen
Entgegen landläufiger Meinungen weist die permanente Verabreichung von reinem oder hochprozentigem Sauerstoff nicht zu unterschätzende Nebenwirkungen auf. Nebenwirkungen welche auch tödlich enden können!
Da unser Atemantrieb durch das im Blut befindliche Kohlendioxyd gesteuert wird, kann das permanente Zuführen von reinem Sauerstoff diese Steuerung (wie beschrieben im Physiologie-Skript) „abschalten“ und den Patienten in eine CO2-Narkose fallen lassen, an welcher er verstirbt, wenn z.B. keine Überwachung stattfindet.
Sauerstoff ist ein reizender Stoff. So kann bei einer Langzeittherapie alveoläres Lungengewebe beschädigt oder gar zerstört werden. Dabei schwellen die Alveolen an und beeinflussen wiederum den Blutkreislauf negativ.
Reiner Sauerstoff trocknet schneller als herkömmliche Luft die Schleimhäute aus.
Diesen und weiteren Nebenwirkungen kann man entgehen, wenn man Sauerstoff, ausgenommen in Notfällen, nur nach ärztlicher Anordnung und dann mit dem korrekten Equipment einsetzt!